Der große Kick
Der Freitagnachmittag fing an mit einem kleinen Nieselregen und endete mit einem ordentlichen, manchmal sogar in reine Unanständigkeit übergehenden Platzregen.
Assasa, der für heute die Fußballschuhe von einem wohlhabenden Perser aus dem Zimmer 5 geliehen hat, beobachtete misstrauisch die nachdunkelnden Wolken.
Der Perser genoss in seinem Asylantenheim eine besondere Position, normalerweise hielt er nichts davon, die Kontakte zu seinen Leidensgefährten zu pflegen, geschweige denn ihnen das Geld, das Besteck oder die Schuhe zu leihen. Diesmal aber machte er eine Ausnahme, weil die Gelegenheit auch recht ungewöhnlich war: Das Spiel zwischen Asylanten und Polizisten.
So etwas passiert nicht jeden Tag und selbst der Perser, der hochmütige, unnahbare Perser hat den Ernst der Lage begriffen und dem Assasa seine Fußballschuhe geliehen. Schuhe, die er sowieso nie benutzt hatte, weil der Fußball, wie jedes Kind weiß, ein Teamspiel ist und sich mit der aristokratischen Überheblichkeit eher schlecht als recht vereinbaren lässt.
Wie auch immer, die Schuhe sollten zu ihrem Besitzer in einem makellosen Zustand zurückkehren, leider zeigten keine Anzeichen im Himmel oder auf Erden, dass Assasa dieses edle Vorhaben realisieren können würde. Das schmatzende Glucksen auf der Unterseite seiner Füße machte Assasa nachdenklich über die Vergänglichkeit aller Dinge und die Kompliziertheit menschlicher Beziehungen.
Eine dicke Schicht Wolken über ihm konnte seine Gedanken auch nicht aufheitern.
In Assasas Mannschaft waren alle, außer einem tschetschenischen Bergler, aus dem an verschiedensten Nationen, Stämme und Sprachen reichen Tropengürtel. Und all diese Nationen und Stämme hatten eins gemeinsam: Die Novembertemperaturen der nördlichen Zone stellten für sie eine wilde und vollkommen unbegreifbare Exotik dar. Assasa hatte ein mutiges Löwenherz und keine Angst vor den Bullen, nur diese nasse Kälte... 10 Grad bei einem Fußballspiel; selbst für den tapfersten Lingerianer war es eine grausame, fast menschliche Kräfte übersteigende Herausforderung.
Der Regen wurde immer stärker. Assasa band die Schuhe zu, richtete sich auf und blickte leicht verunsichert um sich. Die Katakomben des Sportvereins FC Schwarzer Graben waren schmuddelig und leicht stinkend. "Wollen sie uns, Schwarzen, hier wirklich begraben?" – schoss es durch seinen Kopf, er schob aber diesen Gedanken sofort beiseite, schubste einen hoch gewachsenen Kongolesen, der gerade den letzten Schluck aus seiner Mineralwasserflasche ausschlürfte und fragte extra laut, um sich und die anderen zu ermutigen:
- Na, machen wir die Bullen fertig?
- Mensch! – brüllte der Kongolese – Zähne werden sie aus dem Rasen sammeln und heulend um Gnade bitten!
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